Geschichte der Gemeinde

Um 1800 gab es in der Stadt Rain und Umgebung nur ganz vereinzelt evangelische Gläubige. Erst im späteren 19. und frühen 20. Jahrhundert ließ sich eine größere Zahl protestantischer Familien vor allem aus dem fränkisch-hessischen und aus dem allemanischen Raum in unserem heutigen Gemeindegebiet nieder.

Bis 1925 bildeten die Protestanten Rains und der umliegenden Ortschaften noch keine eigene Kirchengemeinde, sondern sie gehörten zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Donauwörth und wurden von dort aus seelsorgerlich betreut. Ab 1910 feierten die örtlichen evangelischen Gläubigen, die sich im „Evangelischen Verein Rain“ organisiert hatten, in einer Kegelbahn Gottesdienste und später traf man sich in verschiedenen Gasthäusern zur Gottesdienstfeier.

Der Seelsorgedienst im Jugendgefängnis zu Niederschönenfeld und das Anwachsen der protestantischen Glaubensgemeinschaft bewog die Landessynode nach dem 1. Weltkrieg, Rain organisatorisch zu einem „Evangelisch-Lutherischen Exponierten Vikariat“ aufzuwerten. Nun erhielt Rain einen eigenen, ordinierten Geistlichen, Vikar Ernst Stark, dem auch die seelsorgerliche Betreuung der Jugendstrafgefangenen in Niederschönenfeld oblag.

1929 überließ der bayerische Staat den Rainer Protestanten im hiesigen Amtsgericht einen Raum als Betsaal. Dort gab es zwar Altar und Kanzel, doch die Gemeinde empfand ihn als Provisorium und strebte nach einem eigenen Gotteshaus. Am 3. Advent 1934 wurde daher der „Kirchenbauverein Rain am Lech“ ins Leben gerufen. Der Gemeinde wurde als Baugrundstück ein damals abseits gelegener Acker vermittelt, der sich an der Bahnhofsstraße befand. Im August 1937 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Es entstand ein schlichtes Gotteshaus mit Satteldach und Turm. Der Kirchraum war ein rechteckiger Saal und wurde am 5. Dezember 1937 eingeweiht. Der Turm und Teile der an der Ostseite des Baus integrierten Pfarrwohnung stehen bis heute.

Schon während des Zweiten Weltkrieges war die Gemeinde sprunghaft gewachsen. Seit 1945 gehörten zahlreiche Heimatvertriebene aus Schlesien, Ostpreußen und Pommern zu ihr, sowie Familien aus Mitteldeutschland. Um 1950 hatte die Gemeinde knapp 1200 Mitglieder. Auf Vorschlag von Vikar Julius Sperling beschloss der Kirchenvorstand am 2. Juni 1951, die Umwandlung in eine selbständige Pfarrei zu beantragen. Acht Monate später hatte die Gemeinde einen positiven Bescheid aus München und wurde zur Pfarrei erhoben. Somit wurde Julius Sperling erster Pfarrer in Rain und blieb drei Jahrzehnte, bis er 1980 in den Ruhestand ging. Ihm folgte Pfarrer Dr. Dr. Ebermut Rudolph (1980-1988). In seine Amtszeit fällt der Neubau der evangelischen Kirche und der Bau des Gemeindezentrums, wie es heute steht. Anfang 1987 wurde die alte evangelische Kirche mit Ausnahme des Turmes abgerissen. Bald darauf begann die Firma Christa aus Dillingen mit dem Neubau nach Plänen des Architekten Prof. Dr. Theodor Hugues aus München. Am 25. September 1988 wurde das Gemeindezentrum und die neue, auf den Namen des Erzengels Michael getaufte Kirche feierlich eingeweiht. Seitdem hat die Gemeinde ansprechende Räumlichkeiten für ihre vielseitigen Aktivitäten.

 

evangelische Geistliche in Rain

– Vikar Ernst Stark 1925 – 1929
– Vikar Gottfried Rabus 1930 – 1933
– Vikar Hans Geißendorfer 1933 – 1936
– Vikar Erich Lindner 1936
– Vikar Hermann Plappert 1936 – 1941
– Vikar Erhard Witzgall 1945 – 1949
– Vikar/Pfarrer Julius Sperling 1949 – 1980
– Pfarrer Dr. Dr. Ebermut Rudolph 1980 – 1989
– Pfarrer Joachim Goede 1989–1996
– Pfarrer Werner Gottwald 1997–2012
– Pfarrer Bernhard Werner 2013–2018
– Pfarrerin Friederike Töpelmann seit 1. September 2018